Kakunodate – Kirschblüten Wunderland?

11. Mai 2010

Die Kirschblüte ist eines der größeren Ereignisse jedes Jahr in Japan. Sie signalisiert den Beginn des Frühlings und gleichzeitig auch einen Neuanfang. Sobald die ersten Knospen blühen, findet man viele Japaner auf einer blauen Plastikplane unter einem Kirschbaum vor, wie sie mit ihrer Familie, Freunden oder Arbeitskollegen Hanami (wörtlich: Blumenschau) feiern. Wer schonmal in einem Park in Japan Kirschbäume blühen gesehen hat, kann die Begeisterung der Japaner verstehen.

Da ich dieses Jahr erst Ende April nach Japan geflogen bin, habe ich die Kirschblüte in Tokyo (meist Anfang April) leider verpasst. Und das, obwohl sie schon spät dran war, da es lange Zeit recht kalt war. Davon wollte ich mich aber nicht abhalten lassen, und so reiste ich der Kirschblüte hinterher, die den kälteren Norden Japans erst Ende April/Anfang Mai erreicht. Natürlich sollte es nicht irgendein beliebiger Park sein, sondern ich habe mir ein beliebtes, vielversprechendes Reiseziel ausgesucht: Kakunodate. Nicht nur eine Straße mit Häusern alter Samurai-Familien ist hier mit Kirschbäumen verziert, sondern auch am breiten Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt, steht ein Kirschbaum nach dem anderen. Die Bilder, die ich vorher im Internet gesehen habe, waren einfach spektakulär. Die Bilder, die ich dort gemacht habe, sind es eher weniger.
Dabei habe ich extra jeden Tag die Kirschblüten-Vorhersage (ja, so etwas gibt es wirklich!) im Internet gelesen, und auch einen Tag vor meiner Abreise sah es noch sehr gut aus. Die Blüten hätten zwar schon angefangen zu fallen, es seien aber noch mehr als fünfzig Prozent auf den Bäumen. Eine vielversprechende Vorhersage.

So habe ich mich also auf die Fahrt gemacht, die Digitalkamera in der einen, die Handykamera in der anderen Hand. Am Bahnhof von Hakodate war es überraschend leer, das hätte mich schon stutzig machen müssen. Ich habe das aber mit der späten Uhrzeit (12 Uhr) und dem Wochentag (Montag) gerechtfertigt. Also machte ich mich auf den Weg zum Samuraiviertel. Nach einer Viertelstunde sollte ich laut Karte am Anfang der mit Kirschbäumen überdeckten Straße und den Samuraihäusern stehen. Die Samuraihäuser waren da, Bäume auch. Allerdings waren die Bäume einfach grün. Grün! Ich konnte sie dann von Nahem als Kirschbäume identifizieren, da bei einigen noch vereinzelt Blüten dranhingen. Aber von dem eindruckvollen weißen Blütentunnel war keine Spur.

Das erklärte auch, warum die Gegend so totenstill war, denn außer ein paar chinesischen Touristen war fast niemand da. Die Japaner wussten wohl mehr als ich. Meine ganze Hoffnung auf die Kirschbäume am Fluss legend, habe ich dann schnell in die Samuraihäuser reingeschaut („toll, ein Haus ohne Möbel“) und bin Richtung Fluss marschiert. Da war er, der Tunnel aus Kirschbäumen! Aber wieder komplett in Grün. Und keine Menschenseele weit und breit. Das war dann der Augenblick, an dem ich mir überlegte, um wieviel Uhr denn der nächste Zug von Kakunodate wegfährt.

Und dann habe ich ihn doch gesehen. Den einen Kirschbaum, am Flussufer, etwas abseits stehend. In voller Pracht und auf dem Höhepunkt seiner Blüte strahlte er in leuchtendem Weiß.

Und darunter lag natürlich die japanische Familie auf ihrer blauen Plasikplane.


Tokyo Sky Tree – Stand Mai 2010

10. Mai 2010

Wie bereits versprochen, hier nun Bilder und Informationen zum aktuellen Stand des Tokyo Sky Tree. Seit fast zwei Jahren wird schon am „Himmelsbaum“ gebaut, und seit kurzem ist er die höchste Konstruktion in Japan, nachdem die 333 Meter des bisherigen Rekordhalters, dem Tokyo Tower, überschritten wurden. Als ich am 6. Mai 2010 da war, hatte der Tokyo Sky Tree bereits eine Höhe von 368 Meter und man konnte erkennen, dass es bei ungefähr 350 Meter eine Aussichtsplattform geben wird.

Obwohl noch über 250 Meter bis zur Fertigstellung im Dezember 2011 fehlen, ist der Turm schon äußerst eindrucksvoll und aus vielen Teilen im nordöstlichen Tokyo vom Boden aus sichtbar. Bereits jetzt ist der Tokyo Sky Tree ein beliebtes Fotoobjekt und wird sicherlich eine der Hauptattraktionen in Tokyo werden. Schade nur um den Tokyo Tower, dem wahrscheinlich in Zukunft weniger Besucher ihre Aufmerksamkeit schenken werden. Auf der anderen Seite wäre Tokyo nicht Tokyo, wenn sich die Stadt nicht ständig im Wandel befände.

Mehr Bilder gibt es in der Fotogalerie.


Reiseplanung Nord-Japan

9. Mai 2010

Heute habe ich meinen Japan Railpass abgeholt, da ich ab morgen in den nördlichen Teil von Japan (Tohoku & Hokkaido) mit dem Zug reisen werde. Im Detail geht es an folgende Orte, wenn alles wie geplant läuft:

  • Kakunodate: Berühmt für Kirschblüte und Samurai-Viertel
  • Hakodate: Größere Stadt im Süden von Hokkaidō
  • Onuma Naionalpark: Großer Park in der Nähe von Hakodate
  • Morioka: Hauptsächlich ein Zwischenstopp zum Übernachten
  • Hiraizumi: Kulturell einflussreiche Stadt im 12. Jahrhundert
  • Matsushima: Eine der „drei schönsten Landschaften“ von Japan
  • Sendai: Mit 1 Millionen Einwohnern größte Stadt in Tohoku

Mehr dazu (und vor allem Bilder!) gibt es, sobald ich da war. Bis dahin gibt es morgen erstmal einen Artikel über den Tokyo Sky Tree.


Kamakura während der Golden Week

8. Mai 2010

Meine Freundin und ich haben ja schon geahnt, dass Kamakura, ein beliebtes Ausflugsziel ca. eine Stunde außerhalb von Tokyo, während der Golden Week überlaufen sein wird. Dennoch möchte man selbst natürlich auch etwas machen, und so sind wir morgens dorthin aufgebrochen. Am Bahnhof von Nord-Kamakura angekommen stiegen dann auch viele Leute mit uns aus dem Zug aus. Bereits von Weitem konnte man sehen, dass ein sich in der Nähe befindlicher Tempel mit Ausflüglern, von denen jeder im Durchschnitt bestimmt schon fünfmal in Kamakura war, überlaufen ist. Glücklicherweise war das aber nicht unser Ziel, denn diesmal sollte es über einen etwas abgelegenen Wanderpfad zu einem anderen Schrein gehen. Der Weg war tatsächlich angenehm zu laufen und nicht überfüllt.

Wanderpfad

Wanderpfad

Etwas anders sah es dann aber aus, als wir schließlich am Zeniarai Benten Schrein ankamen. Bereits am Eingangsbereich gab es eine Schlange, deren Ende man nicht sehen konnte, da sie durch einen Tunnel im Felsen führte. Nun ist der besagte Schrein dafür berühmt, dass man dort sein Geld im Brunnen waschen kann und es sich angeblich verdoppeln soll. Daher haben wir uns in der Schlange angestellt und es ging auch recht zügig vorwärts. Nach zehn Minuten kamen wir schließlich am Ende des Tunnels raus und da war auch schon der Brunnen vor uns. Allerdings nicht zum Geld, sondern zum Hände waschen, wie er am Eingang eines jeden Schreins steht! So wurden also zunächst einmal die Hände gewaschen, wenn man schon zehn Minuten dafür ansteht.

Anschließend konnte man auch schon die Höhle sehen, in der sich der (richtige) Brunnen befindet – inklusive der Menschenschlange davor. Also haben wir uns erstmal ein Körbchen (wohinein das zu waschende Geld gelegt wird) für 100 Yen geholt. Hierbei habe ich dann doch gezweifelt, ob es mein Geld ist, welches angeblich verdoppelt wird. Immerhin gab es einen Pack Räucherstäbchen und eine kleine Kerze als Beilage kostenlos dazu. Mit dem Körbchen in der Hand wollten wir uns also nun am Ende der Schlange anstellen. Also liefen wir. Und liefen. Diesesmal war es kein Tunnel, sondern das Auf und Nieder, das Links und Rechts eines schmalen Pfades, welches den Blick auf unser Ziel (in diesem Fall das Ende der Schlange) verwehrte. Nachdem wir ca. eine Minute entgegengesetzt dem Brunnen gelaufen sind um uns anzustellen und immernoch kein Ende in Sicht war, haben wir uns entschlossen umzudrehen um das Körbchen wieder zurückzugeben. Dort teilte uns der Verkäufer zu unserem Erstaunen mit, dass die Schlange für irgendeine komische Bimmel-Glocke sei, und man sich gar nicht anstellen brauche, um das Geld zu waschen, sondern einfach direkt zum Brunnen gehen könne! Dass dies die meisten Leute hier nicht wüssten, hätte er dann gar nicht mehr erwähnen brauchen.

Endlose Menschenschlange

Endlose Menschenschlange

Also vorbei an der Schlange, die Räucherstäbchen angezündet und zum Brunnen gegangen. Nun wussten wir damals noch nicht, dass das gewaschene Geld verdoppelt wird, sondern dachten, dass man einfach mehr Geld bekommt. Als ich nachträglich das mit der Verdoppelung gelesen habe, wurde mir auch klar, warum viele Leute ihre 10000 Yen (85 Euro) Scheine gewaschen haben! Mit unseren 255 Yen werden wir also nicht so weit kommen. Nachdem wir unser Geld im Brunnen gewaschen haben, ging es durch die Menschenmenge wieder hinaus und weiter auf dem Wanderpfad bis zum Daibutsu (Großer Buddha), der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit in Kamakura.

Menschenmenge in der Nähe des großen Buddhas

Menschenmenge in der Nähe des großen Buddhas

Da wir den Buddha bereits früher schon gesehen hatten, mussten wir zum Glück nicht in die Tempelanlage. Aber auch außerhalb war es schon wahnsinnig voll. Wir haben uns also durch die Menschenmenge zu einem Lokalbahnhof aufgemacht, von dem aus ein kleiner Zug zum Hauptbahnhof von Kamakura führt. Warum man unbedingt solch einen kleinen Zug einsetzen muss, um die Hauptattraktion mit dem Bahnhof zu verbinden, war mir bei meinen letzten Besuchen schon nicht klar. Während der Golden Week ist solch ein Zug einfach nur überlastet. Das wurde spätestens dann klar, als wir zehn Minuten auf den Zug warteten und dann nicht einsteigen konnten, da er zu voll war. Also wieder raus aus dem Bahnhof und die Strecke gelaufen. An Bus fahren war gar nicht zu denken, da es sich auf den Straßen mehr staute als beim Pendelverkehr in Frankfurt. Erinnert mich mal daran, bei der nächsten Gelegenheit ein Autofahrverbot für die Innenstadt vom Bürgermeister zu fordern. Zumindest für Wochenenden und Feiertage, denn dann ist in Kamakura immer was los. Nach geschätzen dreißig Minuten kamen wird schließlich am Hauptbahnhof an und konnten erschöpft die Heimfahrt antreten. Einen Sitzplatz gab es natürlich nicht… aber immerhin haben wir in den Zug gepasst.

Bahnhof "Hase", der den großen Buddha mit dem Kamakura-Bahnhof verbindet

Bahnhof "Hase", der den großen Buddha mit dem Kamakura-Bahnhof verbindet

Ich bitte etwaige Rechtschreibfehler zu entschuldigen (und gegebenenfalls zu melden), da ich hier an meinem EEE-PC schreibe und dies auf der kleinen Tastatur recht mühsam ist.


Narita Express

2. Mai 2010

Ich habe ja eigentlich auf Grund der Tatsache, dass ich erst September letzten Jahres noch in Japan war, nicht viel Neues hier erwartet. Doch schon bei der Zugfahrt vom Flughafen nach Tokyo gab es eine Überraschung, denn der Narita Express ist durch ein neues Zugmodell ausgetauscht worden. Während der „alte“ Narita Express schon äußerst komfortabel war, wird dies von der neusten Version nochmals übertroffen. Abschließbare Gepäckaufbewahrung im Eingangsbereich, Stromanschluss an jedem Sitz, Ansagen jetzt auch auf Chinesisch (neben Englisch und Japanisch), verstellbare Rückenlehne, sowie Anzeigen mit Informationen über den nächsten Halt (Bahnhofskarte), Nachrichten und Werbung auf hochauflösenden Bildschirmen.
Und dazu sind die Sitze auch noch in Schwarz-Rot gehalten. Wenn das allein mal nicht die Fahrt wert ist! Wieviel cooler kann ein Zug denn aussehen?

Wer jetzt den Haken sucht, der findet ihn beim Preis. Ca. 3000 Yen (derzeit 24 Euro) kostet eine einfache Fahrt von etwas über 60 Minuten nach Tokyo. Der billigste Zug schafft das für 1150 Yen. Das Ganze relativiert sich allerdings wieder, wenn man das nur für Ausländer verfügbare Angebot Suica & N’EX nutzt. Dann erhält man nämlich für 3500 Yen ein Ticket für den Narita Express, sowie eine Suica (Guthabenkarte für das Zugfahren in Tokyo) im Wert von 2000 Yen. Somit liegt das Narita Express Ticket rechnerisch bei angenehmen 1500 Yen (12 Euro).

Reisfelder auf dem Weg nach Tokyo

Reisfelder auf dem Weg nach Tokyo

Leider kann man das vergünstigte Ticket nicht benutzen, um am Ende des Aufenthalts wieder mit dem NEX zurück zum Flughafen zu kommen. Daher werde ich jetzt auch den Laptop wieder ausschalten und die Fahrt noch etwas genießen 🙂 .

Natürlich (?) habe ich im Zug kein Internet und konnte den Artikel daher nicht abschicken. Das gibt mir jetzt aber die gute Gelegenheit für einen Nachtrag, denn ich habe noch während der Zugfahrt eine weitere Neuerung entdeckt: Der Tokyo Sky Tree! Obwohl er sich noch im Bau befindet und erst 2012 fertig wird, ist er seit kurzem schon das höchste Gebäude Tokyos! Ich habe ihn zwar nur aus der Weite vom Zugfenster gesehen, aber er sieht schon sehr imposant aus.
Ich hoffe diesesmal Zeit zu finden um direkt bei der Baustelle vorbeizuschauen. Sobald ich das gemacht habe, werde ich natürlich darüber berichten. Bis es soweit ist, müsst ihr euch jedoch mit einem Bild aus der Ferne begnügen:

Der halb-fertige Tokyo Sky Tree

Der halb-fertige Tokyo Sky Tree


Pre-Flight Information

30. April 2010

Ich sitze hier gerade am Frankfurter Flughafen vor dem Gate B45 und warte darauf, dass die Gates für den Lufthansaflug nach Tokyo öffnen. Währenddessen surfe ich hier über den Telekom Hotspot und esse Haribo Berries (danke Mama!).
Es war relativ viel los an der Gepäckaufgabe, ich habe 30 Minuten in der Schlange gestanden, obwohl ich schon online eingecheckt war. An der Sicherheitskontrolle hat an mir auch irgendwas gepiepst, weswegen ich gründlich durchsucht wurde, meine Schuhe ausziehen musste und die Schuhe dann sogar durch das Röntgengerät (oder was auch immer das ist) durch mussten. Sauberer waren sie danach aber leider nicht.
Und dann habe ich noch erfahren, dass die erste Strecke, die Lufthansa mit dem neuen Airbus A380 bedient, natürlich Frankfurt – Tokyo ist. Aber leider erst ab Juni. So bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als nochmal mit dieser Boeing 747 zu fliegen und mir meinen Bildschirm (und somit auch das Programm) mit 30 anderen Leuten zu teilen. Auf der anderen Seite hätte ich nicht gedacht, dass gerade diese Strecke zuerst bedient wird, und daher freue ich mich natürlich schon auf das nächste mal mit der Lufthansa nach Tokyo 🙂 .
Ich hoffe ich werde während meines Urlaubs Zeit finden, ab und zu mal hier ein paar Berichte zu schreiben. Gerade in den letzten beiden Wochen werde ich viel mit dem Zug unterwegs sein, und dadurch hoffentlich auch etwas Zeit haben zum schreiben.
In 15 Minuten beginnt das Boarding. Ich melde mich das nächste Mal 10.000 Kilometer von hier entfernt!


Golden Week

15. Februar 2010

Jedes Jahr gibt es in Japan eine Reihe von Feiertagen, die zeitlich sehr nah beieinander liegen. Dies beginnt mit dem Shōwa no hi (Geburtstag des Kaisers Shōwa) am 29. April, darauf folgt Kempō kinen-bi (Verfassungstag) am 3. Mai, dann der Midori no hi (Tag des Grüns) am 4. Mai und schließlich der Kodomo no hi (Tag des Kindes) am 5. Mai. Genannt wird diese Serie an Feiertagen Golden Week (Goldene Woche).  Ganz praktisch am japanischen Feiertagssystem ist auch noch, dass der Montag automatisch zum Feiertag wird, falls ein offizieller Feiertag auf Sonntag fällt.

Je nachdem, an welchen Wochentagen diese Feiertage liegen, ergeben sich mal mehr und mal weniger gute Gelegenheiten für einen längeren Urlaub. Deswegen sind Flüge und Hotels auch mindestens doppelt so teuer während dieser Zeit. Trotzdem nehmen das viele Japaner in Kauf, da sie ja bekanntlich eher wenig Urlaubstage haben. Während der Golden Week kann man die größeren Städte zwar nicht gerade als leer bezeichnen, aber ein paar Hunderttausend dürften sicherlich abwesend sein. Auf einen Sitzplatz in der U-Bahn sollte man trotzdem nicht hoffen.

Wieso ich eigentlich dazu komme, 5 Monate nach einem letzten Eintrag etwas über die Golden Week zu schreiben? Ganz einfach: Mein nächster Flug  ist gebucht und ich werde vom 1. bis zum 25. Mai wieder in Japan sein! Wenn ich die Zeit finde, werde ich euch berichten von dem ganzen guten Sushi, den freundlichen Verkäuferinnen, dem guten Transportsystem und vielleicht auch von bisher weißen Flecken auf meiner Japan-Erkundungs-Landkarte. Der Mai sollte gutes Wetter bieten, einen Monat vor der Regenzeit und der darauffolgenden schwülen Hitze.

Noch zweieinhalb Monate, dann geht es los!


Grücks Cent

28. September 2009

Heute in einem Kaufhaus, etwas außerhalb von Tokyo:
Mir fällt eine verdächtige Farbkombination ins Auge. Schwarz – Rot – Gold. Eine Deutschlandfahne bewirbt Produkte, die hier am Stand verkauft werden. In kleinen Plastikumschlägen stecken 1-Cent-Stücke mit winzigen Stoffschweinen dabei. Auf einem Papier, das zusätzlich in diesen Plasikumschlägen steckt, sieht man den Ausschnitt einer Landkarte von Deutschland. Auf dieser Karte ist Würzburg und Umgebung abgebildet. Zusätzlich prangt hier der Name des Produkts: Grücks Cent.

Ich brauche wohl niemandem zu erzählen, dass die Japaner Probleme mit ‚l‘ und ‚r‘ haben. (Auf der anderen Seite haben übrigens auch Ausländer ein Problem mit der Aussprache dieser Mischung aus ‚l‘ und ‚r‘, wie sie im Japanischen üblich ist). Deswegen habe ich dann auch schnell losgelästert, wie man denn ein Produkt auf den Markt bringen kann, ohne vorher mal den Namen von einem Muttersprachler überprüfen zu lassen. Abgesehen davon, dass der ganze Spaß umgerechnet 3 Euro gekostet hat, wobei der Cent nicht mal echt war. Der Vorteil an Japan ist, dass man hier immer auf Deutsch lästern kann, da einen niemand versteht – dachte ich zumindest.

Denn kurze Zeit später (nachdem ich zu lästern angefangen habe) kam die Verkäuferin an, die wohl gemerkt hat, dass sich ein Ausländer für ihre Produkte interessiert. Zuerst hat sie vorsichtig auf Japanisch gefragt „Doitsu-jin desu ka?“ (Sind Sie Deutscher?) und nach der Bestätigung dieser Frage hat sie stolz verkündet – jetzt auf Deutsch – dass sie ja aus Deutschland käme. Ob sie jetzt damit meinte, dass sie in Deutschland geboren wurde oder dort nur einige Zeit gelebt hat, habe ich nicht herausgefunden. Auf jeden Fall sah sie wie eine Japanerin aus, der die deutsche Küche gemundet hat. Danach hat sie mir noch ihre Glücksschweine sowie die Stickdecken (?) aus Sachsen gezeigt, dort wo sie auch gelebt hat. Porzellan und Biergläser gab es auch noch.

Alles in allem war es durchaus eine beeindruckende Sammlung von Produkten aus Deutschland; wenn doch nur nicht dieser Grücks Cent gewesen wäre! Ich habe sie natürlich nicht auf den Fehler hingeweisen. Ich frage mich nur, ob sie sich des Fehlers bewusst ist und ihr die 0,0001% der Leute in Japan egal sind, die den selbigen bemerken, oder ob sie tatsächlich glaubt, dass ein Grücks Cent Glück bringt… Ihr Deutsch war auf jedenfall recht gut, aber man kann das Gesprochene ja nicht direkt auf das Schriftliche übertragen.

In zwei Tagen bin ich übrigens wieder in Deutschland! Und wer möchte, dem bringe ich auch einen Grücks Yen mit.


Neuste Technik aus Japan

23. September 2009

Auf der Webseite Technology Review gibt es einen schönen Artikel im Bezug auf Toiletten, Roboter, Waschmaschinen und Badewannen in Japan.

Ich finde den Artikel wirklich lesenswert, zu finden ist er hier: „Vom Klo zum Robotbutler“.


Zugmanieren

15. September 2009

Die Tokyo Metro hat seit einigen Monaten eine Aktion am Laufen, bei der jeden Monat ein neues Poster bezüglich ordentlichem Verhalten in den Zügen und an den Bahnhöfen überall aufgehängt wird. Dabei geht es unter anderem um:

  • Keine Telefonate im Zug. Obwohl jeder in Japan sein Handy in der Hand hält und im Internet surft oder E-Mails liest, halten sich fast alle Japaner an die soziale Norm, nicht im Zug zu telefonieren.
  • Nicht schminken im Zug. Ich glaube ich habe öfter Frauen sich im Zug schminken gesehen als Leute telefonieren. Der von mir beobachtete Rekord im Schminken liegt bei dreißig Minuten. Danach bin ich ausgestiegen.
  • Nicht in einen abfahrbereiten Zug hasten. Das kann man an den Bahnhöfen durchaus öfters sehen, egal ob der darauf folgende Zug zwanzig oder zwei Minuten später abfährt. Zum Glück stehen an den Gleisen immer Bahnhofsmitarbeiter, die darauf achten, dass in die Zugtüren eingeklemmte Leute vor der Abfahrt wieder freikommen. Wenn dann die Türen für ein bis zwei Sekunden wieder aufgehen, um den eingeklemmten Leuten die Chance zu geben ihre eingeklemmten Gliedmaßen zu befreien, sieht man manchmal andere Fahrgäste die Gelegenheit nutzen um noch schnell in den Zug zu schlüpfen.
  • Auf die Lautstärke der Kopfhörer achten. Ich erlebe es sehr selten, dass ich die Musik aus anderen Kopfhörern hören kann. Vielleicht sollten die Japaner mal nach Deutschland kommen. Bei uns werden die Kopfhörer gleich ganz weggelassen. In Japan undenkbar. Hier wird man schon „böse“ angeschaut, wenn das Handy irgendwelche Geräusche macht.
  • und noch vieles mehr…

Mein Lieblingsposter ist übrigens das aktuelle vom September 2009:

Zugmanieren Poster September 2009

Und wer noch mehr sehen möchte, kann sich hier auf der Seite der Tokyo Metro amüsieren. Alle Poster übrigens mit englischer Übersetzung, damit sich auch die Ausländer zu Benehmen wissen!

Was ist euer Lieblingsposter?

Nachtrag: Das kam wie auf Bestellung! Gerade heute, als ich da gepostet habe, sah ich zum ersten Mal jemand im Zug tatsächlich Dehnübungen machen! Zuerst stand er – ein Businessman im Anzug – nur in der Mitte des Zuges und hat sich im Ausfallschritt gedehnt. Danach hing er sich tatsächlich an die Stangen, die an der Decke verlaufen, hievt sich soweit nach oben, dass seine Füße vom Boden abheben und hängt in dieser Position einige Sekunden während die Yamanote-Linie mit voller Geschwindigkeit nach Takadanobaba unterwegs ist.
Jetzt weiß ich immerhin, dass selbst das unsinnigste Poster noch einen Sinn ergibt…