Am 3. Januar 2008 war es endlich so weit. Nach fast 4 Monaten in der 8,5-Millionen-Einwohner Stadt Tokyo (34 Millionen wenn man die ganze Metropolregion zählt) bin ich vor den Menschenmassen geflüchtet. Nach Kyoto. Also dorthin, wohin an den Neujahrsfeiertagen alle 8,5 Millionen Einwohner aus Tokyo (oder 34 Millionen wenn man die ganze Region mitzählt) verreisen. Zum Glück wusste ich das vorher nicht.
So kam es also, dass meine Freundin und ich am Morgen des dritten Tages im neuen Jahr am Shinkansen-Bahnhof in Tokyo standen und auf unseren Zug warteten. Nachdem dieser eingetroffen war, wurden noch die obligatorischen Bilder gemacht (Mein Haus, mein Boot, mein Shinkansen). Anschließend haben wir auf unseren reservierten Sitzen Platz genommen. Den nicht gerade kleinen Koffer konnten wir uns bequem vor Füße stellen; das nennt sich Beinfreiheit. Ich hätte nicht mal dem vor mir sitzenden, quäkelnden Kind in die Rückenlehne treten können. (Gut, das musste ich auch gar nicht, da es ja ein japanisches Kind war. Seit der Erfindung des Gameboys gibt es nämlich keine schreiende japanische Kinder mehr).
Nach 2:15 Stunden kamen wir schließlich im 476 Kilometer entfernten Kyoto an. Der Koffer wurde bei der Gepäckaufbewahrung abgegeben, womit gleichzeitig der Startschuss für unseren Tempel- und Schreinmarathon gefallen war. Begonnen haben wir mit dem Fushimi Inari-Taisha. Die Hauptattraktion bei diesem Shrein besteht aus dem mit tausenden roten Torii (Tore) gesäumten Weg, welcher auf einer vier Kilometer langen Strecke einen Berg hinauf führt. Diesen Weg wollten wir dann auch entlanglaufen, zumindest einen Teil davon. Nun muss man natürlich wissen, dass dieser Shrein eines der beliebtesten Ziele der Japaner in den Neujahrsfeiertagen ist. So ist es nicht verwunderlich, dass wir den Traum eines jeden Fußballers nachleben konnten: ca. 3 Tore pro Minute. Daher gaben wir das ganze dann recht schnell auf und machten uns auf dem Weg zur nächsten Attraktion.
Dabei handelte es sich um den Sanjūsangen-dō, einem buddhistischen Tempel und zugleich dem längsten Holzgebäude in Japan. In dessen Inneren befinden sich eine tausend-armige Kannon-Statue und tausend Statuen, die diese Kannon-Statue abbilden. Wobei die tausend-armige Statue vierzig Arme hat, und die tausend Abbildungen nur jeweils zwei Arme. Man könnte jetzt meinen, ich hätte keine Ahnung davon. Das könnte auch stimmen, aber ich glaube ich liege prinzipiell gar nicht so falsch. Ist ja auch egal.
Interessant ist noch zu erwähnen, dass außerhalb des Tempel jährlich ein Bogenschießwettbewerb stattfand. Dabei mussten innerhalb von 24 Stunden so viele Pfeile wie möglich vom einen Ende des Tempels auf das Ziel am anderen Ende des Tempels (120 Meter entfernt) geschossen werden. Der Rekordhalter hat ca. 13.000 Pfeile verschossen, wovon über 8000 ihr Ziel trafen. Wenn man auf einer Insel wohnt und keine richtigen Feinde hat muss man sich eben eine andere Beschäftigung suchen.
Das war dann im großen und ganzen unser erster Tag in Kyoto. Was wir noch alles gesehen haben, erfahrt ihr in den kommenden Blogeinträgen, den ersten Teil der Bilder dazu könnt ihr euch in der Bildergalerie jetzt schon ansehen. Viel Spaß!