Unterschiede

27. Februar 2008

Ich war letztens in einem japanischen (um es jetzt etwas zu vereinfachen:) Nudelrestaurant. Dort gibt es neben dem Eingang einen Automaten, an dem man sich das Essen aussuchen und bezahlen muss (man erhält dafür ein Ticket, dass dann beim Kellner abgegeben wird). Ich habe mich für das „Standardgericht“ entschieden, was meine Auswahl auf drei Knöpfe beschränkte: Kleine Portion (680 Yen), mittlere Portion (680 Yen) oder große Portion (680 Yen).
Ich wage mal zu behaupten, dass in Deutschland zu 90% die große Portion gewählt wird (mich selbst dabei nicht ausgeschlossen). Die meisten Japaner hingegen wählen die Menge, die sie tatsächlich brauchen. Davon könnten wir uns eigentlich mal eine Scheibe abschneiden… Ich habe versucht mich japanisch zu verhalten und die mittlere Größe gewählt; ich muss sagen, es war eigentlich zu viel. Aber ich habe ja auch das Recht dazu, etwas anders zu sein als die Japaner 😉 .

Weiterhin zeigen einige Getränkeautomaten, dass es sich bei diesem Restaurant nicht um eine Ausnahme im japanischen Denken handelt. So kann man ab und zu zwischen einer kleinen Cola (0,3l) für 120 Yen und einer großen Cola (0,5l) für 120 Yen wählen. Es würde mich nicht wundern wenn ich irgendwann auf der 0,5 Liter Dose den Schriftzug „Family Size“ entdecken würde. Wieso sollte man für den gleichen Preis auch 84 kcal und über 20g Zucker (über 20% des Tagesbedarfs) mehr wählen, die man seinem Körper zumutet?? Das ist sicherlich einer der vielen Gründe, warum Japaner meistens dünn sind und die höchste Lebenserwartung der Welt haben. Mit fallen noch viele weitere Gründe ein (wenig Fleisch, kostenlos Wasser und grüner Tee in Restaurants, Natto 😉 , … ), aber das würde jetzt den Beitrag und meine Zeit sprengen.

Trotzdem gibt es hier meterlange Regale im Supermarkt mit Diätprodukten.
Naja, man muss ja nicht alles verstehen…

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Windig!

24. Februar 2008

Seit gestern herrschen hier recht starke Winde in Tokyo und Umgebung. Ein Windmesser auf einer Brücke in Tokyo hat gestern eine Geschwindigkeit über 90 km/h gemessen, hat also die Bezeichnung „schwerer Sturm“ verdient. Der Wind ist so stark, dass einige Zuglinien gestoppt werden und viele Verspätungen haben. Immerhin fehlt diesmal im Gegensatz zu den für September und Oktober typischen Taifunen der Regen 😉 .

Ich war gestern in Kichijoji als der Wind aufkam, und was dann passiert, wohl auch weil es seit einigen Tagen nicht mehr geregnet hat, kann man auf diesem Bild ganz gut erkennen:

Kichijoji, nachmittags um 15 Uhr

Während vorher nur ein paar Woken am Himmel zu sehen waren, ist der Himmel in allen Richtungen innerhalb ein paar Minuten braun geworden, mir sind Sandkörner in die Augen geflogen und es ist windig und kalt geworden. Nach einer knappen Stunde war der Spuk vorbei und der Himmel wieder blau (der Wind ist aber leider geblieben…). Ein paar der Leute, mit denen ich weg war, waren während dieser Zeit in einem Restaurant; als wir ihnen dann vom braunen Himmel erzählt haben, konnten sie es erst gar nicht glauben bis wir ihnen die Bilder gezeigt haben.


Von Tomatenbier und Oktopuseis

23. Februar 2008

Ich konnte in letzter Zeit wieder einige neue Geschmackserfahrungen hier in Japan sammeln. Leider.

Zum einen war da ein leckeres, alkoholisches Getränk mit dem Namen Redeye. Dieser Name kommt sicherlich zum einen von der Farbe des Getränks, zum anderen aber wohl auch von der Farbe, in welcher die Augen leuchten, wenn man die Zutaten sieht: Bier und Tomatensaft. Ich muss zugeben, ich wusste was drinnen ist und habe es trotzdem bestellt (wozu bin ich denn sonst in Japan?!). Und ich bin mir sicher, wenn man Tomatensaft und Bier getrennt mag, schmeckt einem auch dieses Gemisch. Ansonsten sollte man wohl besser die Finger davon lassen.

Meine andere Erfahrung hatte die Konsistenz von Eis. Aber nicht den Geschmack.
Nachdem man in Tokyo kaum die für Deutschland typischen Eisdielen ausmachen kann, war ich umso froher von einem Ort namens „Ice Cream City“ gehört zu haben. Also gleich am nächsten Tag hingefahren und mir etwas leckeres aus der riesigen Eiscremeauswahl gegönnt: Oktopuseis und Indisches Curry-Eis. Und ich muss sagen, das was sich im vorneherein schlimmer angehört hat, hat besser geschmeckt. Denn auch wenn es kleine Saugnäpfe vom Oktopus enthielt, konnte man den Geschmack des Oktopuseises noch ertragen; was ich vom indischen Curry-Eis definitiv nicht behaupten kann. Letzteres habe ich dann auch nach einem Löffel weggeworfen, wohingegen ich stolz behaupten kann die Oktopuseiscreme vollständig gegessen zu haben. Das soll mir erstmal jemand nachmachen 😉

Der Beweis und gleichzeitig meine Trophäen: Die Deckel

Ihr könnt euch auf weitere Eisberichte freuen, da ich in dem Laden noch viel mehr leckere interessante Eissorten gesehen habe. Aber ich muss erstmal jemanden finden ,der mitgehen möchte, denn jedesmal wenn ich von meinen Erfahrungen erzähle ist irgendwie das Verlangen nach Eiscreme doch nicht mehr so groß. Ich frage mich nur wieso…?


Tiefer verbeugen!

19. Februar 2008

Heute hatte ich mal wieder eine interessante Erfahrung in Sachen japanischer Unterwürfigkeit japanischer sozialer Verhaltensregeln:
Am Ende einer Veranstaltung haben heute ein paar japanische Studenten ein hochwertiges Notizbuch oder etwas ähnliches erhalten. (Meine Theorie: das Buch gab es für alle Studenten, welche im letzten Jahr durchschnittlich mehr als 16 Stunden am Tag in der Uni verbracht haben).
Japaner haben hierbei ein unglaublich geschicktes System entwickelt, alle wichtigen Dinge bei solch einer Übergabe zu vereinen. So standen sich Assistenzprofessor und Student gegenüber, und während jeder von ihnen ein Ende des Notizbuchs in der Hand hielt und dabei die für Japaner typische Verbeugung machte, wurden Bilder gemacht. Übergabe, Verbeugen und Fotos in Einem; effizienter geht es wohl nicht mehr! In dieser Pose verblieben dann beide für schätzungsweise zehn Sekunden, bis die Digicams hochgefahren und die Bilder geschossen waren. Doch das eigentlich nur nebenbei.
Denn der eigentlich interessante Skandal bei dieser Sache war, dass sich der Student anfangs nicht tiefer verbeugt hatte als der Assistenzprofessor, sondern eher ein Stück höher dastand. Nach dem Rüffel eines anderen anwesenden Professors hat der Student seine Haltung aber sofort korrigiert und man hätte jedes Geodreieck an diesem perfekten 90° Winkel eichen können.

Zum Glück nehmen sie bei Ausländern Rücksicht, wenn man sich nicht perfekt an die japanischen Sitten hält… oder?


Bilder nachgereicht

9. Februar 2008

Ich hatte übrigens vergessen die Bilder hochzuladen, die ich zwischen dem 28.12.2007 und dem 02.01.2008 gemacht hatte. Das habe ich nun nachgeholt und ihr findet alle Bilder in der Galerie zwischen „Kyoto Tag 1“ und „Panorama-Bahnfahrt und Yokohama“ (da wo sie eben vom Datum her hingehören).


Reisebericht Nr. 2 oder: Wozu braucht man noch Astrophysiker wenn man Zen-Mönche hat?

9. Februar 2008

An unserem zweiten Tag in Kyoto ging es dann zur Abwechslung erstmal in einen… Tempel. Auf dem Weg dorthin musste ich mich erst einmal versichern, dass ich in den Bus und nicht ausversehen in eine Zeitmaschine gestiegen bin. Denn zwischendurch stieg ein Mann hinzu, welcher in ein langes Gewand gehüllt war, einen Langbogen über die Schulter gehängt und einem Kärcher auf dem Rücken hatte. Aber später wurde mir dann alles klar, als in den Fernsehnachrichten sah, dass eine Horde Samurai von der westlichen Seite nach Kyoto eingefallen waren.
Wie dem auch sei, der Krieger hat vor uns den Bus verlassen und wir kamen gesund und munter am Tenryu-ji (Tempel) an. Dieser Tempel ist vor allem berühmt für seinen schönen Zen-Garten, und das – meiner Meinung nach – auch zu Recht. So konnten wir bei schönem Wetter in dem weitläufigen Garten spazieren gehen und uns entspannen. Anschließend besuchten wir noch den angrenzenden Bambuswald, welcher auch sehr beeindruckend war. Dagegen würde man das Bambus bei uns in Deutschland wohl als Bonsaibambus bezeichnen.

Danach machten wir uns auf dem Weg zum Arashiyama Monkey Park. Um dorthin zu gelangen, muss man erstmal zwanzig Minuten einen Berg besteigen. Die Absicherungen des Pfads lassen sich mit dürftig bis nicht vorhanden ganz gut beschreiben. Was vielleicht auch dazu dienen soll, um sich vor den blutrünstigen Attacken der dort ca. 150-200 freilebenden Affen in den Abgrund retten zu können. Diese statten einem auf dem Weg zur Bergspitze nämlich auch schon mal einen Besuch ab und je näher man dem Ziel kommt, desto mehr Affen tauchen auf. Am Anfang freut man sich noch über jeden einzelnen Affen, den man in der Ferne erblicken kann. Doch kurz vor dem Ziel steigt man dann nur noch genervt über Affen, welche sich mitten auf den Pfad gesetzt haben (Disclaimer: Bei den Dreharbeiten zu diesem Blog wurden keine Tiere verletzt oder geärgert). Oben angekommen hat man zum einen eine atemberaubende Aussicht auf Kyoto und kann zum anderen von einer Hütte mit vergitterten Fenstern aus die Äffchen füttern. Ich habe mich auch mal von draußen ans Fenster gehängt, aber mir wollte niemand ein paar Nüsschen geben. Ich weiß auch nicht warum.
Nach diesem affigen Erlebnis ging es den Berg hinunter und von dort aus mit dem Bus wieder ein Stück nach Kyoto hinein (Arashiyama liegt etwas außerhalb). Auf dem Plan stand nun der sehr berühmte Kinkaku-ji, oder auf Deutsch „Goldener Pavillon Tempel“. Wir hatten das Glück (bzw. es war sogar so geplant, da wir einen Tipp bekommen hatten, haha!) am Nachmittag bei dem Tempel aufzutauchen, so dass die Sonne schon sehr tief stand und der mit Blattgold überzogene Pavillon vor Freude strahlte uns zu sehen. (Memo an mich selbst: Vor dem Veröffentlichen dieses Eintrags „Blattgold“ in „Gold“ ändern, die Leser müssen ja nicht die ganze Wahrheit erfahren.)
Sonst gab es in der gesamten Tempelanlage leider nichts von größerem Interesse mehr zu sehen, aber es hat sich trotzdem gelohnt!

Zum Abschluss des Tages ließen wir uns noch im Ryoan-ji (Tempel) von 15 großen Steinen in einem Haufen kleinerer Kieselsteinchen das Universum erklären. Der berühmteste Zen-Garten Japans war für mich touristisch eher weniger attraktiv, aber es war interessant zu sehen, wie es einem gelangweilten Mönch aus dem 15. Jahrhundert gelungen ist, noch 500 Jahre später eine Vielzahl an Menschen zu begeistern. Ich glaube er kichert noch heute ab und zu leise in seinem Grab vor sich hin. Jedenfalls werde ich bei meinem nächsten Besuch im Ryoan-ji 27 weitere, große Steine mitbringen, damit das Ganze wenigstens einen Sinn ergibt.

Das war also unser zweiter Tag und auch gleichzeitig einer der schönsten in Kyoto wie ich finde.
Die Bilder sind schon seit dem letzten Eintrag in der Bildergalerie zu finden.
Bis demnächst!


Yuki!

3. Februar 2008

Als ich heute morgen meinen Vorhang aufzog um etwas Licht in mein Zimmer zu lassen, hätte ich mit fast allem gerechnet, nur nicht mit Schnee! Zwei Stunden später ist es jetzt immernoch kräftig am schneien, und es liegt schon eine dicke Schicht (vielleicht 3-4 cm) auf dem Boden. Es sieht schon toll aus, wenn das weitläufige Campusgelände komlett weiß eingekleidet ist und dazu noch – da heute Sonntag ist – fast keine Menschenseele zu sehen ist. Aber schaut euch am besten selbst ein paar kleine Eindrücke in der Bildergalerie an.

Update: Mittlerweile sind es wohl so 7-8 cm Schnee und es schneit immernoch…