Meine Freundin und ich haben ja schon geahnt, dass Kamakura, ein beliebtes Ausflugsziel ca. eine Stunde außerhalb von Tokyo, während der Golden Week überlaufen sein wird. Dennoch möchte man selbst natürlich auch etwas machen, und so sind wir morgens dorthin aufgebrochen. Am Bahnhof von Nord-Kamakura angekommen stiegen dann auch viele Leute mit uns aus dem Zug aus. Bereits von Weitem konnte man sehen, dass ein sich in der Nähe befindlicher Tempel mit Ausflüglern, von denen jeder im Durchschnitt bestimmt schon fünfmal in Kamakura war, überlaufen ist. Glücklicherweise war das aber nicht unser Ziel, denn diesmal sollte es über einen etwas abgelegenen Wanderpfad zu einem anderen Schrein gehen. Der Weg war tatsächlich angenehm zu laufen und nicht überfüllt.
Etwas anders sah es dann aber aus, als wir schließlich am Zeniarai Benten Schrein ankamen. Bereits am Eingangsbereich gab es eine Schlange, deren Ende man nicht sehen konnte, da sie durch einen Tunnel im Felsen führte. Nun ist der besagte Schrein dafür berühmt, dass man dort sein Geld im Brunnen waschen kann und es sich angeblich verdoppeln soll. Daher haben wir uns in der Schlange angestellt und es ging auch recht zügig vorwärts. Nach zehn Minuten kamen wir schließlich am Ende des Tunnels raus und da war auch schon der Brunnen vor uns. Allerdings nicht zum Geld, sondern zum Hände waschen, wie er am Eingang eines jeden Schreins steht! So wurden also zunächst einmal die Hände gewaschen, wenn man schon zehn Minuten dafür ansteht.
Anschließend konnte man auch schon die Höhle sehen, in der sich der (richtige) Brunnen befindet – inklusive der Menschenschlange davor. Also haben wir uns erstmal ein Körbchen (wohinein das zu waschende Geld gelegt wird) für 100 Yen geholt. Hierbei habe ich dann doch gezweifelt, ob es mein Geld ist, welches angeblich verdoppelt wird. Immerhin gab es einen Pack Räucherstäbchen und eine kleine Kerze als Beilage kostenlos dazu. Mit dem Körbchen in der Hand wollten wir uns also nun am Ende der Schlange anstellen. Also liefen wir. Und liefen. Diesesmal war es kein Tunnel, sondern das Auf und Nieder, das Links und Rechts eines schmalen Pfades, welches den Blick auf unser Ziel (in diesem Fall das Ende der Schlange) verwehrte. Nachdem wir ca. eine Minute entgegengesetzt dem Brunnen gelaufen sind um uns anzustellen und immernoch kein Ende in Sicht war, haben wir uns entschlossen umzudrehen um das Körbchen wieder zurückzugeben. Dort teilte uns der Verkäufer zu unserem Erstaunen mit, dass die Schlange für irgendeine komische Bimmel-Glocke sei, und man sich gar nicht anstellen brauche, um das Geld zu waschen, sondern einfach direkt zum Brunnen gehen könne! Dass dies die meisten Leute hier nicht wüssten, hätte er dann gar nicht mehr erwähnen brauchen.
Also vorbei an der Schlange, die Räucherstäbchen angezündet und zum Brunnen gegangen. Nun wussten wir damals noch nicht, dass das gewaschene Geld verdoppelt wird, sondern dachten, dass man einfach mehr Geld bekommt. Als ich nachträglich das mit der Verdoppelung gelesen habe, wurde mir auch klar, warum viele Leute ihre 10000 Yen (85 Euro) Scheine gewaschen haben! Mit unseren 255 Yen werden wir also nicht so weit kommen. Nachdem wir unser Geld im Brunnen gewaschen haben, ging es durch die Menschenmenge wieder hinaus und weiter auf dem Wanderpfad bis zum Daibutsu (Großer Buddha), der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit in Kamakura.
Da wir den Buddha bereits früher schon gesehen hatten, mussten wir zum Glück nicht in die Tempelanlage. Aber auch außerhalb war es schon wahnsinnig voll. Wir haben uns also durch die Menschenmenge zu einem Lokalbahnhof aufgemacht, von dem aus ein kleiner Zug zum Hauptbahnhof von Kamakura führt. Warum man unbedingt solch einen kleinen Zug einsetzen muss, um die Hauptattraktion mit dem Bahnhof zu verbinden, war mir bei meinen letzten Besuchen schon nicht klar. Während der Golden Week ist solch ein Zug einfach nur überlastet. Das wurde spätestens dann klar, als wir zehn Minuten auf den Zug warteten und dann nicht einsteigen konnten, da er zu voll war. Also wieder raus aus dem Bahnhof und die Strecke gelaufen. An Bus fahren war gar nicht zu denken, da es sich auf den Straßen mehr staute als beim Pendelverkehr in Frankfurt. Erinnert mich mal daran, bei der nächsten Gelegenheit ein Autofahrverbot für die Innenstadt vom Bürgermeister zu fordern. Zumindest für Wochenenden und Feiertage, denn dann ist in Kamakura immer was los. Nach geschätzen dreißig Minuten kamen wird schließlich am Hauptbahnhof an und konnten erschöpft die Heimfahrt antreten. Einen Sitzplatz gab es natürlich nicht… aber immerhin haben wir in den Zug gepasst.
Ich bitte etwaige Rechtschreibfehler zu entschuldigen (und gegebenenfalls zu melden), da ich hier an meinem EEE-PC schreibe und dies auf der kleinen Tastatur recht mühsam ist.