Kakunodate – Kirschblüten Wunderland?

11. Mai 2010

Die Kirschblüte ist eines der größeren Ereignisse jedes Jahr in Japan. Sie signalisiert den Beginn des Frühlings und gleichzeitig auch einen Neuanfang. Sobald die ersten Knospen blühen, findet man viele Japaner auf einer blauen Plastikplane unter einem Kirschbaum vor, wie sie mit ihrer Familie, Freunden oder Arbeitskollegen Hanami (wörtlich: Blumenschau) feiern. Wer schonmal in einem Park in Japan Kirschbäume blühen gesehen hat, kann die Begeisterung der Japaner verstehen.

Da ich dieses Jahr erst Ende April nach Japan geflogen bin, habe ich die Kirschblüte in Tokyo (meist Anfang April) leider verpasst. Und das, obwohl sie schon spät dran war, da es lange Zeit recht kalt war. Davon wollte ich mich aber nicht abhalten lassen, und so reiste ich der Kirschblüte hinterher, die den kälteren Norden Japans erst Ende April/Anfang Mai erreicht. Natürlich sollte es nicht irgendein beliebiger Park sein, sondern ich habe mir ein beliebtes, vielversprechendes Reiseziel ausgesucht: Kakunodate. Nicht nur eine Straße mit Häusern alter Samurai-Familien ist hier mit Kirschbäumen verziert, sondern auch am breiten Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt, steht ein Kirschbaum nach dem anderen. Die Bilder, die ich vorher im Internet gesehen habe, waren einfach spektakulär. Die Bilder, die ich dort gemacht habe, sind es eher weniger.
Dabei habe ich extra jeden Tag die Kirschblüten-Vorhersage (ja, so etwas gibt es wirklich!) im Internet gelesen, und auch einen Tag vor meiner Abreise sah es noch sehr gut aus. Die Blüten hätten zwar schon angefangen zu fallen, es seien aber noch mehr als fünfzig Prozent auf den Bäumen. Eine vielversprechende Vorhersage.

So habe ich mich also auf die Fahrt gemacht, die Digitalkamera in der einen, die Handykamera in der anderen Hand. Am Bahnhof von Hakodate war es überraschend leer, das hätte mich schon stutzig machen müssen. Ich habe das aber mit der späten Uhrzeit (12 Uhr) und dem Wochentag (Montag) gerechtfertigt. Also machte ich mich auf den Weg zum Samuraiviertel. Nach einer Viertelstunde sollte ich laut Karte am Anfang der mit Kirschbäumen überdeckten Straße und den Samuraihäusern stehen. Die Samuraihäuser waren da, Bäume auch. Allerdings waren die Bäume einfach grün. Grün! Ich konnte sie dann von Nahem als Kirschbäume identifizieren, da bei einigen noch vereinzelt Blüten dranhingen. Aber von dem eindruckvollen weißen Blütentunnel war keine Spur.

Das erklärte auch, warum die Gegend so totenstill war, denn außer ein paar chinesischen Touristen war fast niemand da. Die Japaner wussten wohl mehr als ich. Meine ganze Hoffnung auf die Kirschbäume am Fluss legend, habe ich dann schnell in die Samuraihäuser reingeschaut („toll, ein Haus ohne Möbel“) und bin Richtung Fluss marschiert. Da war er, der Tunnel aus Kirschbäumen! Aber wieder komplett in Grün. Und keine Menschenseele weit und breit. Das war dann der Augenblick, an dem ich mir überlegte, um wieviel Uhr denn der nächste Zug von Kakunodate wegfährt.

Und dann habe ich ihn doch gesehen. Den einen Kirschbaum, am Flussufer, etwas abseits stehend. In voller Pracht und auf dem Höhepunkt seiner Blüte strahlte er in leuchtendem Weiß.

Und darunter lag natürlich die japanische Familie auf ihrer blauen Plasikplane.

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Tokyo Sky Tree – Stand Mai 2010

10. Mai 2010

Wie bereits versprochen, hier nun Bilder und Informationen zum aktuellen Stand des Tokyo Sky Tree. Seit fast zwei Jahren wird schon am „Himmelsbaum“ gebaut, und seit kurzem ist er die höchste Konstruktion in Japan, nachdem die 333 Meter des bisherigen Rekordhalters, dem Tokyo Tower, überschritten wurden. Als ich am 6. Mai 2010 da war, hatte der Tokyo Sky Tree bereits eine Höhe von 368 Meter und man konnte erkennen, dass es bei ungefähr 350 Meter eine Aussichtsplattform geben wird.

Obwohl noch über 250 Meter bis zur Fertigstellung im Dezember 2011 fehlen, ist der Turm schon äußerst eindrucksvoll und aus vielen Teilen im nordöstlichen Tokyo vom Boden aus sichtbar. Bereits jetzt ist der Tokyo Sky Tree ein beliebtes Fotoobjekt und wird sicherlich eine der Hauptattraktionen in Tokyo werden. Schade nur um den Tokyo Tower, dem wahrscheinlich in Zukunft weniger Besucher ihre Aufmerksamkeit schenken werden. Auf der anderen Seite wäre Tokyo nicht Tokyo, wenn sich die Stadt nicht ständig im Wandel befände.

Mehr Bilder gibt es in der Fotogalerie.


Reiseplanung Nord-Japan

9. Mai 2010

Heute habe ich meinen Japan Railpass abgeholt, da ich ab morgen in den nördlichen Teil von Japan (Tohoku & Hokkaido) mit dem Zug reisen werde. Im Detail geht es an folgende Orte, wenn alles wie geplant läuft:

  • Kakunodate: Berühmt für Kirschblüte und Samurai-Viertel
  • Hakodate: Größere Stadt im Süden von Hokkaidō
  • Onuma Naionalpark: Großer Park in der Nähe von Hakodate
  • Morioka: Hauptsächlich ein Zwischenstopp zum Übernachten
  • Hiraizumi: Kulturell einflussreiche Stadt im 12. Jahrhundert
  • Matsushima: Eine der „drei schönsten Landschaften“ von Japan
  • Sendai: Mit 1 Millionen Einwohnern größte Stadt in Tohoku

Mehr dazu (und vor allem Bilder!) gibt es, sobald ich da war. Bis dahin gibt es morgen erstmal einen Artikel über den Tokyo Sky Tree.


Kamakura während der Golden Week

8. Mai 2010

Meine Freundin und ich haben ja schon geahnt, dass Kamakura, ein beliebtes Ausflugsziel ca. eine Stunde außerhalb von Tokyo, während der Golden Week überlaufen sein wird. Dennoch möchte man selbst natürlich auch etwas machen, und so sind wir morgens dorthin aufgebrochen. Am Bahnhof von Nord-Kamakura angekommen stiegen dann auch viele Leute mit uns aus dem Zug aus. Bereits von Weitem konnte man sehen, dass ein sich in der Nähe befindlicher Tempel mit Ausflüglern, von denen jeder im Durchschnitt bestimmt schon fünfmal in Kamakura war, überlaufen ist. Glücklicherweise war das aber nicht unser Ziel, denn diesmal sollte es über einen etwas abgelegenen Wanderpfad zu einem anderen Schrein gehen. Der Weg war tatsächlich angenehm zu laufen und nicht überfüllt.

Wanderpfad

Wanderpfad

Etwas anders sah es dann aber aus, als wir schließlich am Zeniarai Benten Schrein ankamen. Bereits am Eingangsbereich gab es eine Schlange, deren Ende man nicht sehen konnte, da sie durch einen Tunnel im Felsen führte. Nun ist der besagte Schrein dafür berühmt, dass man dort sein Geld im Brunnen waschen kann und es sich angeblich verdoppeln soll. Daher haben wir uns in der Schlange angestellt und es ging auch recht zügig vorwärts. Nach zehn Minuten kamen wir schließlich am Ende des Tunnels raus und da war auch schon der Brunnen vor uns. Allerdings nicht zum Geld, sondern zum Hände waschen, wie er am Eingang eines jeden Schreins steht! So wurden also zunächst einmal die Hände gewaschen, wenn man schon zehn Minuten dafür ansteht.

Anschließend konnte man auch schon die Höhle sehen, in der sich der (richtige) Brunnen befindet – inklusive der Menschenschlange davor. Also haben wir uns erstmal ein Körbchen (wohinein das zu waschende Geld gelegt wird) für 100 Yen geholt. Hierbei habe ich dann doch gezweifelt, ob es mein Geld ist, welches angeblich verdoppelt wird. Immerhin gab es einen Pack Räucherstäbchen und eine kleine Kerze als Beilage kostenlos dazu. Mit dem Körbchen in der Hand wollten wir uns also nun am Ende der Schlange anstellen. Also liefen wir. Und liefen. Diesesmal war es kein Tunnel, sondern das Auf und Nieder, das Links und Rechts eines schmalen Pfades, welches den Blick auf unser Ziel (in diesem Fall das Ende der Schlange) verwehrte. Nachdem wir ca. eine Minute entgegengesetzt dem Brunnen gelaufen sind um uns anzustellen und immernoch kein Ende in Sicht war, haben wir uns entschlossen umzudrehen um das Körbchen wieder zurückzugeben. Dort teilte uns der Verkäufer zu unserem Erstaunen mit, dass die Schlange für irgendeine komische Bimmel-Glocke sei, und man sich gar nicht anstellen brauche, um das Geld zu waschen, sondern einfach direkt zum Brunnen gehen könne! Dass dies die meisten Leute hier nicht wüssten, hätte er dann gar nicht mehr erwähnen brauchen.

Endlose Menschenschlange

Endlose Menschenschlange

Also vorbei an der Schlange, die Räucherstäbchen angezündet und zum Brunnen gegangen. Nun wussten wir damals noch nicht, dass das gewaschene Geld verdoppelt wird, sondern dachten, dass man einfach mehr Geld bekommt. Als ich nachträglich das mit der Verdoppelung gelesen habe, wurde mir auch klar, warum viele Leute ihre 10000 Yen (85 Euro) Scheine gewaschen haben! Mit unseren 255 Yen werden wir also nicht so weit kommen. Nachdem wir unser Geld im Brunnen gewaschen haben, ging es durch die Menschenmenge wieder hinaus und weiter auf dem Wanderpfad bis zum Daibutsu (Großer Buddha), der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit in Kamakura.

Menschenmenge in der Nähe des großen Buddhas

Menschenmenge in der Nähe des großen Buddhas

Da wir den Buddha bereits früher schon gesehen hatten, mussten wir zum Glück nicht in die Tempelanlage. Aber auch außerhalb war es schon wahnsinnig voll. Wir haben uns also durch die Menschenmenge zu einem Lokalbahnhof aufgemacht, von dem aus ein kleiner Zug zum Hauptbahnhof von Kamakura führt. Warum man unbedingt solch einen kleinen Zug einsetzen muss, um die Hauptattraktion mit dem Bahnhof zu verbinden, war mir bei meinen letzten Besuchen schon nicht klar. Während der Golden Week ist solch ein Zug einfach nur überlastet. Das wurde spätestens dann klar, als wir zehn Minuten auf den Zug warteten und dann nicht einsteigen konnten, da er zu voll war. Also wieder raus aus dem Bahnhof und die Strecke gelaufen. An Bus fahren war gar nicht zu denken, da es sich auf den Straßen mehr staute als beim Pendelverkehr in Frankfurt. Erinnert mich mal daran, bei der nächsten Gelegenheit ein Autofahrverbot für die Innenstadt vom Bürgermeister zu fordern. Zumindest für Wochenenden und Feiertage, denn dann ist in Kamakura immer was los. Nach geschätzen dreißig Minuten kamen wird schließlich am Hauptbahnhof an und konnten erschöpft die Heimfahrt antreten. Einen Sitzplatz gab es natürlich nicht… aber immerhin haben wir in den Zug gepasst.

Bahnhof "Hase", der den großen Buddha mit dem Kamakura-Bahnhof verbindet

Bahnhof "Hase", der den großen Buddha mit dem Kamakura-Bahnhof verbindet

Ich bitte etwaige Rechtschreibfehler zu entschuldigen (und gegebenenfalls zu melden), da ich hier an meinem EEE-PC schreibe und dies auf der kleinen Tastatur recht mühsam ist.


Narita Express

2. Mai 2010

Ich habe ja eigentlich auf Grund der Tatsache, dass ich erst September letzten Jahres noch in Japan war, nicht viel Neues hier erwartet. Doch schon bei der Zugfahrt vom Flughafen nach Tokyo gab es eine Überraschung, denn der Narita Express ist durch ein neues Zugmodell ausgetauscht worden. Während der „alte“ Narita Express schon äußerst komfortabel war, wird dies von der neusten Version nochmals übertroffen. Abschließbare Gepäckaufbewahrung im Eingangsbereich, Stromanschluss an jedem Sitz, Ansagen jetzt auch auf Chinesisch (neben Englisch und Japanisch), verstellbare Rückenlehne, sowie Anzeigen mit Informationen über den nächsten Halt (Bahnhofskarte), Nachrichten und Werbung auf hochauflösenden Bildschirmen.
Und dazu sind die Sitze auch noch in Schwarz-Rot gehalten. Wenn das allein mal nicht die Fahrt wert ist! Wieviel cooler kann ein Zug denn aussehen?

Wer jetzt den Haken sucht, der findet ihn beim Preis. Ca. 3000 Yen (derzeit 24 Euro) kostet eine einfache Fahrt von etwas über 60 Minuten nach Tokyo. Der billigste Zug schafft das für 1150 Yen. Das Ganze relativiert sich allerdings wieder, wenn man das nur für Ausländer verfügbare Angebot Suica & N’EX nutzt. Dann erhält man nämlich für 3500 Yen ein Ticket für den Narita Express, sowie eine Suica (Guthabenkarte für das Zugfahren in Tokyo) im Wert von 2000 Yen. Somit liegt das Narita Express Ticket rechnerisch bei angenehmen 1500 Yen (12 Euro).

Reisfelder auf dem Weg nach Tokyo

Reisfelder auf dem Weg nach Tokyo

Leider kann man das vergünstigte Ticket nicht benutzen, um am Ende des Aufenthalts wieder mit dem NEX zurück zum Flughafen zu kommen. Daher werde ich jetzt auch den Laptop wieder ausschalten und die Fahrt noch etwas genießen 🙂 .

Natürlich (?) habe ich im Zug kein Internet und konnte den Artikel daher nicht abschicken. Das gibt mir jetzt aber die gute Gelegenheit für einen Nachtrag, denn ich habe noch während der Zugfahrt eine weitere Neuerung entdeckt: Der Tokyo Sky Tree! Obwohl er sich noch im Bau befindet und erst 2012 fertig wird, ist er seit kurzem schon das höchste Gebäude Tokyos! Ich habe ihn zwar nur aus der Weite vom Zugfenster gesehen, aber er sieht schon sehr imposant aus.
Ich hoffe diesesmal Zeit zu finden um direkt bei der Baustelle vorbeizuschauen. Sobald ich das gemacht habe, werde ich natürlich darüber berichten. Bis es soweit ist, müsst ihr euch jedoch mit einem Bild aus der Ferne begnügen:

Der halb-fertige Tokyo Sky Tree

Der halb-fertige Tokyo Sky Tree