Kaiten-zushi (oder: Roher Fisch am laufenden Band)

30. April 2008

Heute gab es für mich zum ersten Mal nach fast 8 Monaten Japan Kaiten-zushi. Hinten der Namen verbirgt sich Sushi, welches auf kleinen Tellerchen auf einem Förderband seine Runden dreht. So kann jeder Gast seinen Lieblingsfisch auswählen und nimmt sich dann einfach das Tellerchen vom Band.

Aber es wäre ja nicht Japan, wenn man es dabei belassen würde. In dem Restaurant, das ich heute besuchte, ist über jedem Tisch ein kleiner Monitor angebracht. Über diesen Monitor kann man aus einer großen Anzahl an verschiedenen Fischsorten auswählen und bestellen, falls sich das gewünschte Sushi gerade nicht auf dem Band befindet. Nach kurzer Zeit kommt das Tellerchen dann auch schon angerollt (auf einer Art Sockel, damit man weiß, dass es extra bestellt wurde; sonst würde sich ja eventuell jemand anders die Bestellung schnappen). Kurz bevor das gewünschte Sushi den eigenen Tisch erreicht, fängt es an zu piepsen und der Monitor signalisert, dass die Bestellung gerade am Ankommen ist. Sehr praktisch! So einfach wird das gewünschte Objekt zum Ziel befördert, schnell, einfach und zuverlässig. Da kann man sich schon fragen, wieso das Ganze nicht auch mit Koffern funktioniert (Stichwort: Heathrow, Terminal 5). Und jetzt erzählt mir bloß nicht, es gäbe mehr Gepäck in Heathrow als Sushi in Tokyo!

Sobald man sich satt gegessen und währenddessen die (in meinem Fall zehn) Tellerchen zu einem Turm gestapelt hat, kann es ans Abrechnen gehen. Da in dem von mir besuchten Restaurant ein Einheitspreis von 105 Yen für jeden Teller galt, ging es recht einfach mit der Abrechnung: Man schiebt einfach einen Teller nach dem anderen in einen dafür vorgesehenen Schlitz direkt am Tisch. Auf dem Monitor wird dann die Anzahl der Teller hochgezählt, und der Kellner muss nur noch die Summe ablesen. Aber hey, das wäre ja zu langweilig. Nach jeweils fünf eingeschobenen Tellerchen geht auf dem Monitor ein Gewinnspiel los. Ich dachte ich spinne! Es gab zwar nur Kleinkram zu gewinnen (und im Gegensatz zu Pachinko kann man es wohl nicht um die Ecke gegen Bargeld umtauschen), aber dennoch muss man erstmal auf die Idee kommen. Vielleicht ist das der Versuch, zwei Leidenschaften der Japaner zu vereinen: Glückspiel und Fisch.

Gewonnen haben ich zwar nichts, aber dafür bin ich wieder um eine interessante Erfahrung über das japanische Alltagsleben reicher. Und ich muss wirklich sagen, das Ganze hat viel Spaß gemacht und dazu noch lecker geschmeckt. Es würde mich nicht wundern, wenn heute Nacht Thunfisch, Lachs und Garnelen vor meinem Auge vorbeischwimmen 😉 .

Zum Abschluss hier noch ein kurzes Video:

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Wie groß ist Tokyo? – Teil 1

26. April 2008

Man kann sich schwer vorstellen – selbst wenn man hier lebt – wie groß Tokyo eigentlich wirklich ist. Ich versuche es mal durch Vergleiche zu deutschen Städten etwas darzustellen. Dabei muss man zwischen den Bezeichnungen Stadt und Metropolregion (das Rhein-Main-Gebiet ist zum Beispiel eine solche) unterscheiden.

Stadt Tokyo

Nimmt man nur die Stadt für sich, ist Tokyo gar nicht so groß. Mit ca. 8,5 Millionen Einwohner ist es nur die zwölft größte Stadt der Welt. All diese Menschen tummeln sich auf einer Fläche von knapp 621 km², womit man rechnerisch auf eine Bevölkerungsdichte von 13.650 Einwohnern pro km² kommt. Um das Ganze besser einordnen zu können, hier mal der Vergleich mit drei deutschen Städten.

Berlin

Die deutsche Hauptstadt Berlin hat ca. 3,4 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 891 km² (Bevölkerungsdichte: 3.820 Einw./km²). Damit Leben in Tokyo zweieinhalb Mal so viele Menschen auf nur 70% der Fläche von Berlin. Somit ist die Bevölkerungsdichte in Tokyo dreieinhalb Mal so groß. Geht doch noch. 🙂

Frankfurt

Ich wusste gar nicht, dass Frankfurt so klein ist. Laut wikipedia leben hier nur 667.000 Menschen auf knapp 250 m² (Bevölkerungsdichte: ~2.700 Einw./km²). Das heißt, Tokyo ist flächenmäßig zweieinhalb Mal so groß wie Frankfurt mit jedoch mehr als zwölfmal so vielen Einwohnern.

Alzenau

Ok der Vergleich ist unfair, aber da es meine Heimatstadt ist mache ich eine Ausnahme 😉 .
Mit 19.000 Menschen hat Alzenau wohl weniger Einwohner als die Anzahl an Japanern, die sich zusammen in einen Zug quetschen können. Auf 60 km² ist es aber wohl doch angenehmer in Alzenau (Bevölkerungsdichte: 320 Einw./km²). Der Vergleich zu Tokyo? Tokyo ist zehnmal so groß (gar nicht so viel!) und hat 450 Mal so viele Einwohner (ups).

Summa Summarum

Insgesamt ist die Stadt Tokyo von der Einwohnerzahl her so groß wie Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt/Main und Stuttgart (die sechs größten Städte Deutschlands) zusammen. Wie man also leicht sehen kann, ist Tokyo eigentlich gar nicht so groß…

Tokyo als Metropolregion werde ich das nächste Mal in einem eigenen Post behandeln.

Nachtrag: Hier geht es zu Teil 2!


Bitte hinten anstellen!

21. April 2008

Letzten Samstag gingen wir nach Tokyo, um dort etwas Billard zu spielen und danach in eine Themen-Bar mit dem Namen „Mysterious“ zu gehen. So kamen wir also gegen 17:00 Uhr bei dem Billardlokal an, mussten jedoch feststellen, dass es komplett für eine private Party gebucht war. Zum Glück wusste jedoch jemand aus unserer Gruppe noch eine andere Spielhalle nur ein paar Straßen weiter. Also haben wir uns auf den Weg gemacht, mussten dort angekommen jedoch erfahren, dass momentan alle der knapp 20 Tische belegt sind und wir etwa 30 Minuten warten müssten. Da keiner Lust hatte zu warten, entschieden wir uns erstmal etwas trinken zu gehen.

Gesagt, getan. So landeten wir dann in einem Pub und bekamen für sieben Personen sogar einen Platz. Was wir allerdings nur den Öffnungszeiten des Pubs zu verdanken haben, denn dieses hatte erst 15 Minuten vorher aufgemacht. Weitere 10 Minuten nachdem wir eingetroffen sind war auch hier alles voll. Als die meisten dann irgendwann Hunger bekamen, entschieden wir uns nicht im Pub selbst zu essen (wobei dort das Essen eigentlich gut schmeckt), sondern nach einem Restaurant zu suchen. Ein großer Fehler Samstags um 18:30 Uhr in Tokyo! Das erste Restaurant, auf das wir uns einigen konnten, war ein Shabu-Shabu Restaurant, wo man für 90 Minuten prinzipiell All-You-Can-Eat bekommt. Wartezeit für einen Tisch: 1 Stunde! Es gab sogar einen extra Warteraum. Ich kam mir vor wie beim Zahnarzt, nur dass man dort meistens schneller drankommt…
Nach ein paar weiteren Fehlschlägen haben wir dann etwas Abseits ein kleines Restaurant gefunden, in dem Platz, das Essen jedoch dementsprechend auch nichts besonderes war.

Mit nun gefüllten Mägen haben wir uns entschieden die Idee, Billard spielen zu gehen, fallenzulassen und sind direkt zur „Mysterious“-Bar gegangen. Trotz knapp 100 Plätzen wurde uns dort eine Wartezeit von 45 Minuten prophezeit. Glücklicherweise konnten wir uns in diesem Fall in eine Liste eintragen und zur genannten Zeit wiederkommen. Dies haben wir für einen Besuch im Gamecenter genutzt. 🙂

Die „Mysterious“-Bar war dann aber sehr cool, die Cocktails (jeder hatte den Namen eines Planeten) waren sehr schön und interessant gemacht und das Ambiente hat auch gestimmt. Nur bei der Musikwahl haben sie sich irgendwie vergriffen :-/ . Aber man kann ja nicht alles haben 😉 . Um einen kleinen Eindruck zu bekommen könnt ihr ja mal die Bildchen auf der Homepage über die Mysterious Bar ansehen.

Zu guter letzt habe ich immerhin auf der Rückfahrt sofort einen Platz im Zug bekommen. 😉
Alles in allem wieder einmal der Beweis, dass man am Wochenende besser reservieren sollte, wenn man etwas sicher machen möchte.